Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen

NEWS UND TERMINE

DER KONRAD-ZUSE-SCHULE

„Die gelebte Verbindung konkretisiert sich im gemeinsamen Tun“

  • Erstellt von Nils Küster

Freundschaftsbänke als Ausdruck der starken Partnerschaft mit Landerneau

Hünfeld, 23.04.2025. „Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne……“ diesen Spruch gibt es auf beiden Seiten des Rheins. In den Holzwerkstätten der Konrad-Zuse-Schule fielen vor wenigen Tagen eine ganze Menge an Spänen von den Hobelbänken in die Absauganlagen der Werkstatt. Der Grund: Sieben französische Tischler-Auszubildende aus der Partnerstadt Landerneau waren zu einem Arbeitsbesuch an die Haune gekommen, um gemeinsam mit Azubis aus der Region Osthessen vier moderne Freundschaftsbänke zu bauen.

Bereits seit Jahren reisen osthessische Schülerinnen und Schüler in die Partnergemeinde Hünfelds an den Küsten des Atlantiks und Ärmelkanals. Intensiviert hat sich der Kontakt aber besonders zwischen dem „Lycée professionnel Landerneau St. Joseph“ und der Konrad-Zuse-Schule im Holzbereich. Entweder reisen Auszubildende als Praktikanten zu Betrieben der Partnergemeinde oder sie kommen in einer Arbeitsgruppe, um ein konkretes Projekt zu verwirklichen. Für Ende März hatten sich zwei junge Frauen und fünf junge Männer aus der Bretagne in Hünfeld angemeldet. Ziel des Projektes: Der gemeinsame Bau von vier Sitzmöbeln für die Schule mit ihren gleichaltrigen deutschen Schreinern.

„Die gelebte Verbindung konkretisiert sich im gemeinsamen Tun“, sagt Guillaume Jaffrelot, der begleitende Lehrer der Partnerschule. „Wir wollen mit den osthessischen Auszubildenden etwas schaffen, was sowohl einen realen praktischen Zweck erfüllt, als auch bleibender Ausdruck unserer Partnerschaft ist. Menschen sollen zusammenkommen, sich begegnen, bequem zusammensitzen und sich austauschen – nur so funktioniert das Zusammensein über Grenzen hinweg“, sagt der Fachmann für Holzarbeit.

Eine einfache Idee überzeugt: Vier gleiche Bänke sollen so robust gebaut sein, dass mindestens vier bis fünf Personen bequem Platz finden. Auch sollen sie noch so leicht sein, dass sie von zwei Personen relativ gut innerhalb des Schulgeländes für unterschiedliche Veranstaltungen neu positioniert werden können. Die Bänke können selbstverständlich – je nach Sitzanlass – einzeln gestellt werden. Sie sollen aber auch – wenn Begegnungsanlässe geplant sind, in Kreis- oder U-Form gestellt werden können.

Die Bänke sind ein vielfältiger Kommunikationsanlass: Entworfen wurden sie von Schülerinnen und Schülern der Tischler-Unterstufenklassen HzGa und HzGb in einer Entwurfsphase. Frei von jeglichen Vorgaben entwickelten die Nachwuchskräfte kreative Sitzoptionen in Holz. Die Entwurfsphase schärfte das Gestaltungspotential der jungen Azubis aus der Region. Der Fachpraxiskollege Alexander Bläcker entwickelte einen umsetzbaren Plan, der sowohl die Schönheit und Robustheit des Holzes als auch die Modernität des Entwurfes betont.

Der Plan an der Wand und das Holz im Regal: An drei Arbeitstagen hobelten, sägten, bohrten und frästen sowohl die bretonischen als auch die osthessischen Azubis das Holz zurecht, um es dann mit den bekannten Holzverbindungen klassisch zu verbinden. „Die Unterschiede in der Ausarbeitung der Verbindungen sind minimal, sagt Alexander Bläcker, anleitender Kollege der Werkstatt. Größtes Hindernis am gemeinsamen Tun ist die Sprachbarriere. „Man hilft sich, soweit es eben mit wenigen Brocken Französisch, Händen und Füßen funktioniert“. Größter Vorteil: Der französische Kollege spricht ein perfektes Englisch. Auch die französischen Auszubildenden verstehen uns dann doch in der gemeinsamen Fremdsprache ganz passabel.“

Hoher Besuch kam zur Einweihung der Bänke: Hünfelds Bürgermeister Benjamin Tschesnok und Vertreter des Partnerschaftsvereins der Stadt, Frau Rita Fennel und Yvonne Romeis, erfreuten sich an den Ergebnissen des gemeinsamen Tuns. Eingeklemmt zwischen Formatkreissäge und Lagerholz kam es zum ersten Probesitzen in der Schulwerkstatt. Anerkennende Worte der Bewunderung und der Dankbarkeit für die geleistete Arbeit erfreuten nicht nur die zupackenden angehenden Handwerker, sondern auch das Schulleitungsteam, vertreten durch Frau Susanne Diegelmann. Anlässlich der ersten öffentlichen Vorstellung durfte eine große Feier mit Schülern der Schule nicht fehlen: Dank einer „Impro-Theater-Improvisation der Q2 unter Leitung von Lehrer Andreas Gamisch wurden unterschiedliche Alltagsszenen rund um das Thema „Bank und Begegnung“ aufgeführt.

Vier Tage Arbeit in der Schule wurden in ein attraktives Freizeitangebot eingebettet. Nachmittags ging es unter anderem in Hünfelder Wälder zu einer Baumpflanzaktion und einem Besuch der Holzwerkstatt des Segelflugzeugmuseums auf der Wasserkuppe. Hier informierten sich die jungen Bretonen über die komplexe Restaurierung von historischen Flugzeugen – anfangs aus fragilen Holzkonstruktionen und Sperrholz. Großes Interesse weckte natürlich auch ein Tagesausflug nach Frankfurt am Main mit Besuch des Eintracht-Stadions und einer zufälligen Begegnung mit französischen Spielern, die aus Brest bekannt sind. Ähnlich gut in Erinnerung bleibt der Blick vom Maintower auf Frankfurt. Eine Stadtführung durch die Haunestadt und Fulda rundeten das Programm ab.

Was bleibt nach einer gemeinsamen Woche in Werkstatt und Freizeit? „Die Deutschen haben uns wirklich gut aufgenommen. Sie sind sehr respektvoll und nett“, sagt Louis Hader, 17jähriger Schreiner-Azubi aus Landerneau.“ Und ergänzt: „Vor allem hat mir das Kennenlernen neuer Leute und das Entdecken von Dingen, die ich nicht kannte, gefallen.“

Ohne viele Worte zu formulieren, positionieren sich Franzosen und Deutsche zu einem spontanen Bild: In der Gruppe erheben sich in Sekundenschnelle alle Hände, um sie zu Herzen zu formen. Schöner und gelebter kann Partnerschaft nicht sein!

Die Schreiner aus Landerneau an der Zuse-Schule. Foto: Henning Ahrens
Amtsblatt Stadt Hünfeld vom 12.04.2025, Seite 15